Unterstützung für Trauernde
Fehlt uns der Mut zum Trauern?
Wie sehr die Friedhofskultur dem Wandel und dem Zeitgeist unterliegt, zeigte sich den Interessierten, die am Montag, den 30.10.2006, der Einladung von Pfarrer Reinhard Janich und der Hospizgruppe Schwalbach zu einem Rundgang über den Schwalbacher Zentralfriedhof gefolgt waren. „Ach, ist das schön!“, so war dieser etwas ungewöhnliche Spaziergang überschrieben. Durch die Betrachtung der sich im Laufe der Jahrzehnte veränderten Gestaltung der Grabmale wurden einige kritische Fragen aufgeworfen. Deren Essenz ließ sich im Grunde immer wieder auf den einen Kern zurückführen: „Wie sehr sind Sterben – Tod und Trauer tatsächlich in unserem Bewusstsein verankert?“
Was ist ein Trauerjahr?
Vor einigen Jahrzehnten war es noch „Moden“, nach dem Tod eines nahe stehenden Menschen ein ganzes Jahr in Schwarz zu gehen. Aber was ist die tiefere Bedeutung des sog. „Trauerjahres“? Während eines Jahres erleben die Trauernden alle vertrauten Feste und Geburtstage ohne die Verstorbenen. Es ist das erste Weihnachtsfest, der erste Geburtstag, der erste Hochzeitstag ohne sie. Das ist die Realität und hilft die Endgültigkeit des Todes zu verstehen. Es ist die ständige Konfrontation mit dem Verlust, und dieser muss ausgehalten werden.
Wir sprechen nicht vom Tod und seiner Endgültigkeit
Wir klammern nur allzu gerne den Tod und seine Endgültigkeit aus unserem Leben aus. Dies spiegelt sich in unserem Sprachgebrauch wieder, wenn wir Umschreibungen benutzen, wie etwa in Todesanzeigen häufig zu lesen: jemand ist „heimgegangen“ oder „entschlafen“. Solche Redewendungen muten fast etwas verniedlichend an vor dem Angesicht der Wucht des Todes.
Was ist der Unterschied zwischen Kult und Kultur?
„Kult“ bezeichnet eine abgöttische Verehrung, „Kultur“ meint die geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen eines Volkes und ihre Traditionen.
Unser Mangel an „Trauer-Kultur“ äußert sich u.a. in Äußerlichkeiten, ganz provokativ formuliert: in prunkvollen und pompösen Grabstätten. Doch, was wird hierbei „verehrt“? Sind es die Toten oder huldigt man eher dem „Gruppenzwang“, ein würdiges weil wertvolles Grabmal zu errichten?
Der Tod ist Bestandteil unseres Lebens
Wir sollten unseren Kindern die Realität des Todes nicht vorenthalten, denn er gehört zu unserem Lebenskreislauf dazu wie die Geburt. Alles um uns herum ist ein Entstehen und Vergehen, unsere beste Lehrmeisterin ist die Natur. Wir sollten die ersten sein, die unsere Kinder mit dem Tod „vertraut machen“ und nicht eine Schießerei im Fernsehen!
Der Tod konfrontiert uns mit unserer eigenen Angst
Der Tod konfrontiert uns mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Er liefert uns Gefühlen wie Schmerz und Haltlosigkeit aus. Wer will diesen Angst auslösenden Empfindungen schon freiwillig begegnen? Aber - was verleiht uns Halt?
Was kann uns helfen?
Wir können weder uns noch andere vor diesen Gegenüberstellungen bewahren. Aber, was hilft uns im Umgang mit diesen Ängsten und Unwägbarkeiten?
Wir brauchen:
Orte des Trauerns, Rituale des Trauerns Mut zum Trauern
Hierfür brauchen wir ebenso:
- Zeit, unser Leben neu zu ordnen
- Menschen, die einfach da sind und es mit uns aushalten
- Vertrauen
Vielleicht hilft es uns auch, wenn wir den Sinn des Trauerns verstehen und somit erkennen, dass sich Trauer auch wandeln kann.
Pfarrer Janich und Hospizgruppe Schwalbach
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Fünf Grundsätze zur Begleitung von Trauernden
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Den Verlust nicht relativieren („Es wird schon wieder“, „Das Leben geht weiter“, „Ich weiß, wie Du Dich fühlst“), sondern die Untröstlichkeit akzeptieren und anerkennen
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Die eigene Hilflosigkeit eingestehen
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Den Trauernden Raum geben, damit sie ihre Bedürfnisse äußern können
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Praktische Unterstützung anbieten, aber die Trauernden entscheiden lassen, ob sie die Hilfe annehmen möchten
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Geduld haben und keine Dankbarkeit erwarten
Trauerbegleitung im Dekanat Saarlouis