Großeltern von heute – Kinder von damals

Kriegskinder – Die vergessene Generation (2/5)
Zur ersten Evakuierung 1939:

Frau G. (*39):
„Bei der 1. Evakuierung war ich erst ein halbes Jahr alt, da kann ich also nicht viel sagen. Ich weiß nur, dass mein Vater als Mitglied im Roten Kreuz dienstverpflichtet und meine Mutter bis nach Stendal in Sachsen-Anhalt evakuiert wurde. Aus Erzählungen weiß ich außerdem, dass die Bevölkerung nicht immer mit den Saarländern einverstanden war, wir waren damals die „Saarfranzosen“. 1941/42 kamen wir dann wieder nach Hause.“

Nach der Heimkehr stellt sich Kriegsalltag ein.

 Frau S. (*36):
„Im Juni sind wir zurückgekommen, da weiß ich noch, da haben im Garten die Johannisbeeren wunderbar rot an den Stöcken gehangen und ich wollte da hin und meine Mutter dann: „Nein, wer weiß denn, was hier passiert ist, ob hier Gift gefallen ist!“. Wunderbare Früchte und man durfte sie nicht essen. Das sind so meine konkreten Erinnerungen. […]

Auch so, diese Kriegsgefangenen, das waren ja Ukrainer, Polen, die sind ja dann hier so durchgeführt worden, zur Arbeit. Damals sagte meine Mutter immer: „ach Gott, wenn mein Bruder in Gefangenschaft käme und der würde so…“... sie hat einfach immer den Maßstab geholt. Und dann hat sie mir ein Butterbrot gemacht und dann sind die bei uns so durchgeführt worden und da hab ich so auf der Straße gespielt. Wir haben als Kinder; wir waren auch so raffiniert, wir haben auch schon so Strategien entwickelt. Ich bin dann auf der Straße herumgehopst, da sind die Soldaten gekommen, nicht die Soldaten, die Gefangenen und da bin ich eben mal gestolpert und da bin ich auf einen draufgefallen, dass der dann bei der Gelegenheit gerade mal das Butterbrot bekommen hat. Wie gesagt, als Kind war man raffiniert genug, solche Strategien zu entwickeln. Und da hatten wir einen Nachbar, das war dann so ein „zweihundertprozentiger Hitler“, der hat meine Mutter angemacht, sie sollte bloß nicht meinen, dass er nicht weiß, was hier läuft, ich würde denen immer Brote geben. […] Und so die Gefahr, damals ins KZ zu kommen, da hat man nur brauchen verkehrt zu niesen. Da hat mein Vater auch immer mit der Mutter gerungen; also wenn ich heute im Nachhinein so überlege, unter welchen Bedingungen die Leute auch gelebt haben; um Gottes Willen, wenn die dich holen, du kommst nicht mehr heim, was ist hier mit den Kindern? Du musst zuerst mal an deine Familie denken. Und solche Konfliktfälle, die man heute ja gar nicht kennt. Aus jedem Dreck hat sich da ein Konfliktfall ergeben. Vor allem, das Schlimme, ich mein, wenn heute Eltern sich unterhalten, da kann ein Kind dabei sein, so klein, so groß wie es will, das ist halt dabei. Da merkt man hinterher erst, wie lange Ohren die haben, die fragen: „Mama, was war das?“. So was wäre ja damals eine Katastrophe gewesen, wenn ein Kind dann draußen was Falsches erzählt hätte. Deswegen auch eine ganz andere Situation in den Familien, weil die Kinder, die wurden aus allem rausgehalten. Nicht, weil man es ihnen böse meinte, sondern einfach zum Schutz der Familie. Die ganze Situation war einfach anders. Diese Offenheit, diese Freiheit, das gab’s alles nicht. Das war einfach unter dem Druck vom Regime. Und wie gesagt, da war auch Einer dem Anderen sein Teufel. […]“

Frau G. (*39):
„Wo ich noch mit Schauern dran denke, wie oft wir – als wir noch zuhause waren – nachts aus den Betten mussten wegen Fliegeralarm. Da sind wir dann in den Stollen gelaufen unten in Griesborn oder Richtung Bous, da gab’s ja die Bunker. Jede Familie hatte dann ihr „Gefach“ kann man sagen. Wir Kinder mussten dann stillhalten. Gut, da waren Feldbetten, als Kinder haben wir auch viel Zeit verschlafen. Das haben die Kinder gar nicht als so wild empfunden, wir hatten unseren Spaß, wenn wir zusammen waren. Die Leute hatten ja damals nicht nur 1-2 Kinder.“

Frau P. (*39):
„An die ersten Jahre kann ich mich ja nicht mehr erinnern, aber dann doch während des Krieges, als die Flieger gekommen sind. Wenn Alarm war. Man musste immer in den Stollen laufen. Manchmal hat man es auch nicht geschafft und dann musste man halt auf dem Feld Deckung suchen. Das sind halt eben alles so Sachen; Ängste, die sich auch bei einem eingegraben haben. […] Oben im Wald, an der Villa Waldfriede, aber auf der anderen Seite vom Weg; da war ja auch so ein Gefangenenlager. Und da waren auch viele Russen, da kann ich mich dran erinnern. Die hatten dann bei Bauern gearbeitet und die hatten immer so schöne Holzsachen geschnitzt, die sie dann den Kindern auch verschenkt haben. Ich weiß nicht, haben sie die verkauft? Nein, also verkaufen durften die ja nichts; verschenkt; und dann haben sie halt von den Eltern was dafür gekriegt. Meistens irgendwas zum Essen.“

 Juni 1942: Die britische Luftwaffe bombardiert über Nacht Saarbrücken. 1943 und 1944 gibt es weitere Luftangriffe auf die Stadt.

Frau P. (*39):
„Woran ich mich noch sehr gut erinnern kann, das war – wie hatten sie das noch genannt? Diese, als Völklingen beschossen worden ist, mit diesem Phosphor, die „Weihnachtsbäumchen“ glaube ich (Markierungs-/Leuchtbomben), hat man so dazu gesagt. Dieses Bild habe ich auch immer noch vor Augen und halt – ich meine – die Flieger sind abgeschossen worden. Das hat man auch gesehen.“

1944: Die Westfront naht. Schwalbach muss als Teil der roten Zone zum zweiten Mal evakuiert werden.

Frau G. (*39):
„Im Herbst 1944 war ich 5 ½ Jahre alt und wir mussten dann – aufgrund der Westfront – fliehen. Und ich weiß, dass wir damals – wie fast jeder - einen Soldaten im Hause einquartiert hatten. Da habe ich ein Gespräch mitgehört und erfahren, dass die Amerikaner schon in Metz sind. […] Wir mussten dann aus dem Haus, mein Vater war schon eingezogen worden. […]“

Lesen Sie weiter in Teil 3 der Serie

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