Großeltern von heute – Kinder von damals

Kriegskinder – Die vergessene Generation (1/5)
Vorwort

Zum Autor:

Mein Name ist Johannes Schmitt; im Zeitraum von August 2013 bis Ende Juli 2014 absolvierte ich bei der Gemeinde Schwalbach den Bundesfreiwilligendienst im Bereich „Jugend und Senioren“. Ich selbst erblickte 1994 das Licht der Welt und interessiere mich schon länger für Heimatkultur und Geschichte, insbesondere für die des 20. Jahrhunderts.

Was mich zu dieser Serie motiviert hat:

Aufmerksam auf das Thema der „vergessenen Generation“ bin ich durch einen Artikel geworden. Ich fand es unheimlich spannend, wie stark das Verhalten von Menschen im Alter durch Erlebnisse in der Kindheit gefärbt und geprägt werden kann. Eine Tatsache, die mir bis dato völlig fern war.

Der demografische Wandel zwingt in meinen Augen außerdem die Generationen mehr denn je dazu, miteinander zu kommunizieren und sich miteinander zu befassen. So wurde dieses Projekt nebenbei zu einer Art Brücke zwischen meinen Tätigkeiten in den Bereichen „Jugend“ und „Senioren“.

Zusammen mit der Seniorenmoderatorin Anja Wrona habe ich dann ein Konzept ausgearbeitet, in dessen Zentrum eine Zeitzeugenbefragung von Menschen aus Schwalbach liegen sollte, die den zweiten Weltkrieg als Kinder miterlebt haben.

Daraufhin fanden sich drei Zeitzeuginnen aus Schwalbach, hier anonymisiert als „Frau S.“ (*36), „Frau P.“ (*39) und „Frau G“ (*39).

Jeder dieser Menschen hat eine eigene Geschichte zu erzählen.

Mit dieser Serie möchte ich deshalb keineswegs das x-te Geschichtsbuch über den zweiten Weltkrieg schreiben, sondern konkret aus dem Leben der Menschen berichten, die ebenso Kinder waren, wie es sie heute gibt, allerdings unter völlig anderen Rahmenbedingungen. Während der Gespräche ist mir zunehmend bewusst geworden: Diese Menschen mit ihren Geschichten sollten Würdigung erfahren. Ich hoffe deshalb, gerade jüngere Leser etwas für das Verhalten und die Emotionen der „vergessenen Generation“ sensibilisieren zu können.

Einige kleine historische Randsteine dienen hierbei lediglich zur Orientierung für den Leser. Die Zitate entsprechen weitestgehend den genauen Wortlauten der Zeitzeugen und wurden in eine kontinuierliche Chronologie eingeordnet. Dementsprechend habe ich mich an einer narrativen Gesprächsführung orientiert, sprich der Rahmen des Interviews war völlig offen, ich habe auf Fragen fast komplett verzichtet, da die Erzählenden von sich aus - soweit ich das beurteilen kann - sehr detailliert erzählt haben und auch auf ihre Gefühle eingegangen sind.

Damit diese Emotionen sich in den Texten wiederfinden habe ich versucht, möglichst originalgetreu wiederzugeben. Relevante Gesten oder Redepausen sind vermerkt.

 Warum „die vergessene Generation“?

„Kriegskinder sind Menschen, die in ihrer Kindheit durch direkte oder indirekte Einwirkungen des Krieges nachhaltig wirkende psychische und physische Schäden erlitten. Oft bleiben solche Kriegstraumatisierungen über Jahre unbewusst, sind aber doch wirksam und lösen komplexe seelische oder psychosomatische Krankheitsbilder aus. Die Lebensgestaltung eines so traumatisierten Menschen bleibt durch die Kriegserlebnisse geprägt und kann die nächste und übernächste Generation verändern.“

(Quelle: www.kriegskind.de)

Die Kriegskinder werden deshalb die „vergessene Generation“ genannt, weil ihnen oftmals keine Gelegenheit geboten wurde, über ihre frühkindlichen und kindlichen Erfahrungen zu berichten und diese damit zu verarbeiten. Viele Betroffene haben das Erlebte und die damit verbundenen Emotionen jahrelang unterdrückt; gerade deshalb vergisst man oft, welchen Belastungen – physisch und psychisch – die damaligen Kinder ausgesetzt waren. Eine Folge dieser Nichtverarbeitung: Die Fälle der im Alter auftretenden „Posttraumata“ häufen sich.

 September 1939: Deutsche Truppen marschieren in Polen ein; der zweite Weltkrieg beginnt. Dies zieht eine vollständige Evakuierung der Grenzgebiete (rote Zone) mit sich. Schwalbach wird darauf zum ersten Mal evakuiert.

Im gleichen Jahr erblicken meine ersten beiden Zeitzeuginnen, Frau P. und Frau G.,  das Licht der Welt.

Frau S. (*36):
„Die erste Evakuierung, die war ja 1939, ich bin ja Jahrgang 36, die ist noch in Erinnerung. Zwar etwas schemenhaft, weil wir waren da auch an zwei Orten. Zuerst waren wir in Wulfen bei Köthen in Sachsen-Anhalt. Dort waren also mehrere Schwalbacher in dem Ort. Die Unterbringung war halt unterschiedlich. Ich muss dazu sagen, wir waren mit unserer Mutter; also ich habe 2 Brüder, die 10 und 7 Jahre älter waren als ich, der Vater war hier bei der Grube dienstverpflichtet. Ja und dann sind wir da oben hingekommen, ich kann da teilweise ja auch nur auf die Erzählungen meiner Mutter zurückgreifen. Da saßen die Leute dann da auf dem Bahnhof, da kamen die Leute aus dem Ort und durften sich die Leute aussuchen. […] Jedenfalls den Rest der Evakuierungszeit haben wir dann in Marpingen gelebt, da hatten wir so zwei klitzekleine Zimmer, damals war ja in den Häusern keine Heizung. Es war ja Winter dann mittlerweile und da haben dann die Eiszapfen von der Decke gehangen. Das war also, wo heute diese berühmte Härtelkapelle ist, also da 2-3 Häuser davor.“

Lesen Sie weiter in Teil 2 der Serie

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